Herausforderung Alltag- wie wir das Leben trotzdem feiern

Mittwoch, 7. Juli 2010

Finito Schule und das Leben der Jugendlichen

Ich wollte euch ja noch von weiteren Emotionen erzählen die ich so in der letzten Woche hatte.

Mitte der Woche hat unser jüngster Sohn(18) nun auch seinen Schulabschluss feiern können.
Welche Emotionen dabei in den mütterlichen Herzen schlagen, können wahrscheinlich wirklich nur Mütter empfinden und nachvollziehen.
Als er, hochgewachsen, cool und absolut männlich sein Zeugnis in Empfang nahm- dachte ich nur wie es vor einigen Jahren so ganz anders ausgesehen hat.

Ein kleiner Stops, mit unsicheren, aber neugierigen Augen, der auf das wartet was ihm in der neuen, großen Schule wohl begegnen wird.

Aufgeregtes Geschnatter unter den Schülern war damals wie heute.

Was ist in all diesen Jahren gewesen? Ganz ehrlich? Ich bin froh das wir die Schulzeit hinter uns haben.

Denn ich finde das Schule sehr viel des Familienalltags bestimmt.
Wie sehr das merkt man immer in den Ferien. In denen es ohne den Schulkram doch so viel entspannter abläuft.

In den Beratungen höre ich immer wieder welcher Stressfaktor Schule, mit all den geforderten Leistungen, ist.
Ich würde mir wünschen das in den Schulen wieder mehr Freude am Lernen vermittelt wird- dies können, finde ich nur wenige Lehrer wirklich.

Es gibt sie, diese Lehrer, aber ganz ehrlich habe ich davon einige in der Beratung, da sie vollkommen ausgebrannt sind.
Denn es ist in der heutigen Zeit auch herausfordernd Lehrer zu sein. Das muss auch gesagt sein.

Von daher freue ich mich das wir unseren Jüngsten nun an diesem Tag begleiten konnten und sehen durften wie er sich entwickelt hat.

Auch wenn er Entscheidungen trifft, die wir nicht immer so gut finden, sind wir sehr stolz auf ihn.
Ich finde das solche Momente immer wieder dazu einladen Resümees zu ziehen und über die Person nachzudenken. Natürlich tue ich dies sonst auch, dennoch schwirren viele Erlebnisse, die man gemeinsam hatte, noch einmal mehr durch meinen Kopf.

Unser Sohn ist ein sehr freundlicher,höflicher, meist sehr gut gelaunter junger Mann. Das finde ich klasse, da er es in manchen Jahren nicht so einfach in seinem Leben hatte.

Er macht gerne Späße,hat einen netten Humor und ist sehr hilfsbereit.
Das fand ich einfach sehr schön noch einmal so an meinem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen.


Wenn ich daran denke und dann sehe wie cool er zum Rektor geht um sein Zeugnis in Empfang zu nehmen, dann sind das zwei so unterschiedliche Bilder die uns Erwachsene manchmal verwirren können.

Bei dieser Abschlussfeier schaue ich mir die ganzen coolen Gesellen an und bin einfach begeistert über Jugendliche.

Ich finde es toll was sie zustande bringen können,ich erkenne wie sie versuchen sich in der immer erwachsener werdenden Welt zurecht zu finden und ihre Unsicherheiten hinter ihren coolen Outfits verbergen.

Mir juckt es in den Fingern ihre Gaben und Talente zu entlocken und sie zu ermutigen das sie ihren Weg schon finden werden.

Ich habe zwei gravierende Erfahrungen mit Jugendlichen ausserhalb der eigenen Familie.

Zum einen habe ich eine Zeitlang mit einer befreundeten Organisation in einer Schule
gearbeitet um Kompetenzchecks durchzuführen. Es ging dabei um Persönlichkeitsprofile, Begabungen und evtl. Berufswahl.

Das waren heiße Zeiten in den Klassen und ich könnte nicht sagen das sie nicht anstrengend waren. Aber unsere Erfahrung war nachher meistens,das die Jugendlichen so dankbar waren.
Sie haben es genossen in Einzelgesprächen über ihre Persönlichkeit zu reden und Perspektiven zu hören.
Einfach das da jemand ist der Zeit hatte und sie auch noch ermutigte, tat ihnen einfach gut.
Einige Male habe ich erlebt das die so coolen Jugendlichen nach einem 8- Stundentag, an dem wir zusammen gearbeitet haben, nicht nach Hause wollten.

Andere Begebenheiten habe ich immer wieder in meiner Praxis.
Sie kommen mit Ängsten oder weil sie die Schule nicht hinbekommmen oder soziale Unsicherheiten haben.

Eine Person ist mir hier ganz besonders vor Augen. Diese Person kam zu mir vollkommen gruftimässig angezogen. Wirklich angsteinflößend. Die Person kiffte und aß Pilze, hatte danach Angststörungen und die Eltern wussten nicht mehr weiter.

Zuerst hat mich das Outfit auch ein wenig eingeschüchtert. Aber je mehr wir uns kennen gelernt haben, durfte ich erkennen, was für eine liebenswerte Persönlichkeit dahinter steckte.
Im Laufe der Zeit ging die Person wieder zur Schule, hatte eine Perspektive und veränderte sich auch vom Äußeren, immer mehr zu dem was zur Persönlichkeit passte.

Bei unserem Abschlussgespräch sagte die Person das es ihr gut tat das da jemand war, der hinter die Coolness schaute.

Dies erzähle ich nicht um mir auf die Schulter zu klopfen, sondern weil ich ein echtes Herz für die Jugendlichen habe und sie uns brauchen. Ich weiß das dies einfacher ist, wenn man von außen in das Leben des Jugendlichen hinein schaut.

Als Eltern ist es herausfordernder und manchmal auch kaum auszuhalten in die coolen Gesichter zu schauen.

Dennoch brauchen sie es.

Ich habe gemerkt das sie vielfach die ganzen Werte die die Eltern ihnen beigebracht haben, verinnerlicht haben, auch wenn dies nicht zu erkennen ist.
Sie brauchen in den Zeiten des erwachsen werdens, Menschen und vor allem die Eltern die an sie glauben.

Keine Eltern die alles dulden, sondern Eltern die ihnen zur Seite stehen , auch mal mit einer anderen Meinung, die nicht müde werden an sie zu glauben, sie zu ermutigen und ihnen eine Art Sparringspartner zu sein.

Insofern kann ich nur sagen das ich stolz bin Kinder zu haben, die den Mut haben eigene Wege zu suchen, zu gehen und bei denen ich ihnen zur Seite stehen darf.

So wünsche ich euch auch immer wieder die richtige Brille, wenn ihr gerade in schwierigen Zeiten auf eure Kinder schaut.

Zum Thema Brille kann ich euch morgen etwas schreiben- da hatte ich eine seeehr schöne Begebenheit mit unseren Kindern.

Liebe Grüße
Ina

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